Auch an sich selbst denken – Selbstfürsorge für pflegende Angehörige in Belastungssituationen

Jüngere Person berührt ältere Person, die einen kleinen Ball in der Hand hält, am Unterarm fest.

Wer sich intensiv um einen erkrankten oder pflegebedürftigen Angehörigen kümmert, hat kaum noch Zeit für seine eigenen Bedürfnisse. Was kurzzeitig funktionieren kann, stößt in der Langzeitpflege an die Grenzen und geht darüber hinaus. Welche Belastungssituationen treten dann auf? Und wie können pflegende Angehörige darauf reagieren?

Pflegende Angehörige stellen oft die Bedürfnisse erkrankter Familienmitglieder über ihre eigenen. Welche spezifischen Belastungssituationen führen dazu, dass Pflegepersonen ihre persönlichen Bedürfnisse außer Acht lassen? Wie lassen sich die eigenen Grenzen zu wahren?

Welche Belastungssituation liegt vor?

Die Art der Erkrankung des Familienmitglieds hat einen entscheidenden Einfluss darauf, mit welchen Belastungen pflegende Angehörige konfrontiert werden. Bei körperlichen Erkrankungen stellt es oft eine große Herausforderung dar, den geliebten Angehörigen in einem Zustand der Hilflosigkeit zu sehen und nichts unternehmen zu können. „Neben körperlich anstrengenden Pflegetätigkeiten, wie beispielsweise den Angehörigen vom Bett in den Sessel zu bewegen, sind es vor allem psychische Beanspruchungen, die aufgrund der langen Dauer der Belastung auftreten können“, sagt Demenzberaterin Eva Helms.

Andererseits sehen sich Angehörige von Personen, die an einer Demenzerkrankung leiden, mit der Herausforderung konfrontiert, eine scheinbar vollständige Veränderung der Persönlichkeit zu erleben. Eine besondere Belastung tritt dann auf, wenn pflegende Angehörige nicht verstehen, was im Gehirn bei einer Demenz vor sich geht. „Es braucht Zeit, um eine fachgerechte Diagnose zu stellen und eine hilfreiche Therapie zu finden. Lehnt die betroffene Person Untersuchungen und Hilfsangebote ab, wird die Situation dadurch zusätzlich erschwert“, führt Eva Helms weiter aus.

Was können pflegende Angehörige gegen Belastungssituationen tun?

Wer sich als Pflegende*r Auszeiten vom Pflegealltag nehmen will, möchte sich sicher sein, dass der erkrankte Angehörige dennoch gut versorgt ist. Die beste Voraussetzung dafür ist ein gut etabliertes Netzwerk von Unterstützer*innen, welches in der Vergangenheit langsam, aber zuverlässig aufgebaut wurde: Zum Beispiel bieten Pflegedienste oder Tagespflegeeinrichtungen Unterstützungen bei der Betreuung von hilfebedürftigen Menschen an.

„Ich empfehle, Auszeiten von Anfang an zu planen. Wer das nicht tut, muss später erst wieder erlernen, Zeit für sich selbst zu beanspruchen und zu nutzen“, rät Eva Helms.

Darüber zu sprechen, hilft

Wenn pflegende Angehörige massiv über ihre Grenzen hinausgehen, liegt dies oft an tief verwurzelten Überzeugungen oder unausgesprochenen familiären Verpflichtungen. „In solchen Fällen kann es ratsam sein, professionelle Unterstützung durch Beratung, Coaching oder Therapie in Anspruch zu nehmen“, empfiehlt Eva Helms.

Außerdem kann es von Vorteil sein, mit anderen Betroffenen über die Herausforderungen des Pflegealltags zu sprechen. Oft sind solche Zuhörer*innen in Selbsthilfegruppen zu finden. Der Austausch mit anderen pflegenden Angehörigen kann eine wertvolle Form der Unterstützung darstellen.

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Der Autor: Elias Albrecht, Mitarbeiter für Öffentlichkeitsarbeit in der Selbsthilfeakademie Sachsen.