Wenn Menschen in einer Selbsthilfegruppe zusammenkommen, sind ihre Themen oft gleich – nicht jedoch ihre Erwartungen an die Gruppe. Um Konflikte zu vermeiden, ist es wichtig, die Vorstellungen miteinander abzugleichen.
Eigene Erwartungen bewusst machen
Wenn wir in eine neue Gruppe kommen, haben wir immer eine bestimmte Erwartungshaltung. Manchmal ist sie uns bewusst, manchmal nicht. Aber sie ist trotzdem da und setzt sich zusammen aus unseren Vorerfahrungen und Wünschen. Diese können bei Teilnehmenden einer Selbsthilfegruppe ganz unterschiedlich aussehen: Manche sind vielleicht über Bekannte zur Selbsthilfe gekommen und haben dadurch bereits einen ersten Einblick in den Ablauf und die Struktur. Andere haben von ihren behandelnden Ärzt*innen einen Flyer mitbekommen und können sich noch gar nicht wirklich vorstellen, was in einer Selbsthilfegruppe überhaupt passiert.
Erwartungen bei Gruppengründung
Wenn sich eine Selbsthilfegruppe neu gründet, wird bei den ersten Treffen oft darüber gesprochen, welche Erwartungen die einzelnen Teilnehmenden an die Gruppe mitbringen. Meist werden auch gemeinsam Gruppenregeln festgelegt, zum Beispiel:
- Was in der Gruppe gesagt wird, bleibt in der Gruppe.
- Wir lassen einander ausreden.
- Wenn jemand nicht zur Gruppe kommen kann, gibt die Person Bescheid.
„So eine Struktur zu haben, bietet die Basis für einen besonderen Gruppengeist, der Offenheit und gegenseitige Achtung zwischen den einzelnen Teilnehmenden bewirkt“, sagt Kommunikationstrainer Matthias Myska. „Es entsteht ein Klima, in dem die Teilnehmenden Vertrauen zueinander fassen und Schwierigkeiten offen ansprechen können.“
Erwartungen regelmäßig abgleichen
Wenn sich eine Selbsthilfegruppe erst einmal etabliert hat, sind Erwartungen und Wünsche an die Gruppe nur noch selten Thema. Kommt ein neues Mitglied dazu, werden die Regeln zwar bestenfalls einmal alle genannt, aber die jeweiligen Erwartungen werden selten thematisiert. Diese kommen oft erst zur Sprache, wenn bereits Konflikte entstanden sind.
Um diese zu vermeiden, ist es wichtig, sich innerhalb der Selbsthilfegruppe immer wieder über die eigenen Erwartungen an die Gruppe auszutauschen. Denn mit wechselnden Teilnehmenden kann es auch sein, dass sich die Gesamterwartung der Gruppe mit der Zeit wandelt.
Fragen, die dazu in der Selbsthilfegruppe besprochen werden können, sind zum Beispiel:
- Was erhoffe ich mir von der Teilnahme an der Selbsthilfegruppe?
- Wird diese Hoffnung erfüllt?
- Stimmen meine Erwartungen mit der Realität überein?
- Was müsste sich ändern, damit meine Erwartungen erfüllt werden?
Gruppenkultur entwickeln
Zu einem guten Miteinander innerhalb einer Selbsthilfegruppe gehört allerdings nicht nur der Abgleich von Erwartungen. Auch die Gruppenmoderation, der Umgang mit Konflikten und die Strukturen der Gruppe tragen dazu bei. In dem Seminar „Kommunikation und Gruppenkultur – für ein gesundes Miteinander in der Selbsthilfe“ am 30.10.2024 von 13 bis 17 Uhr in Plauen können Sie gemeinsam Konzepte für eine effizientere Gruppenarbeit entwickeln und ausprobieren. Dabei lernen Sie die Entstehungsphasen einer Gruppenkultur kennen sowie besondere Gesprächsformen in der Selbsthilfegruppenarbeit.
Die Autorin: Mandy Fleer, Mitarbeiterin für Öffentlichkeitsarbeit in der Selbsthilfeakademie Sachsen.