Podcast – auch ein Format für die Selbsthilfe?!

Mikrofon

Ja, natürlich! Ist die Antwort vom Team „Neben Dir – der Podcast für Angehörige“. Im Online-Workshop erzählte das junge Trio über seinen Weg zum eigenen Podcast und gab Tipps, wie Sie in Ihrer Selbsthilfegruppe einen Podcast selbst produzieren können.

Rund 10,4 Millionen Deutsche hören mindestens einmal im Monat Podcasts. Aber was genau ist das eigentlich? Ein Podcast ist eine Mediendatei, die Sie sich kostenfrei aus dem Internet auf Ihr Handy herunterladen und jederzeit anhören können. Wenn Sie einen Podcast „abonnieren“, erhalten Sie eine Nachricht, wenn es eine neue Folge gibt. Ein Podcast kann in Form von Gesprächen, Berichten oder Interviews hilfreiches Wissen vermitteln, aber auch Musik enthalten.

Warum einen Podcast produzieren?

  • Einen Podcast zu hören, lässt sich unkompliziert und flexibel in den eigenen Alltag einbinden. Für die Hörer*innen erhöht das die Vereinbarkeit von Selbsthilfe und Alltag.
  • Podcasts schaffen Verbundenheit – eine Chance für kleine, regional entferntere Selbsthilfebewegungen oder im ländlichen Bereich.
  • Natürlich ist ein Podcast immer Werbung für die eigene Sache und kann potentielle Neumitglieder ansprechen. Mit einem höheren Bekanntheitsgrad lassen sich leichter neue Unterstützungsmöglichkeiten für die eigene Selbsthilfearbeit erschließen (z.B. Spenden).

Dennoch sollte die Entscheidung für einen eigenen Podcast gut überlegt sein. Der organisatorische Aufwand ist nicht zu unterschätzen. Für eine Podcast-Folge von 45 Minuten nimmt sich das Team um Amrei, Andreas und Miriam ein ganzes Wochenende Zeit. Ohne vorherige Planung setzt man sich mitunter schnell zu hohe Ziele. Das freie und lockere Sprechen kostet Übung und Überwindung. Auch kann es frustrieren, wenn es keine Rückmeldungen gibt oder Kritik von Hörer*innen kommt.

Deshalb rät das Team: „Wenn Sie nicht gleich Ihr eigenes Projekt starten möchten, können Sie sich oft in einen schon bestehenden Podcast einbringen. Wir zum Beispiel freuen uns immer über Themenwünsche und vor allem über neue Interviewpartner*innen.“

Vorüberlegungen

Auf dem Weg zum eigenen Podcast sollten Sie folgende Fragen klären:

  • Um welche Inhalte soll es im Podcast gehen?
  • Was ist Ihr Ziel?
  • Wen möchten Sie mit dem Podcast erreichen?
  • Passt das Format für diese Zielgruppe?
  • Wie lang sollen die Folgen sein?
  • Wie häufig sollen neue Folgen erscheinen?
  • Gibt es eine Gruppe/Organisation, mit der Sie sich abstimmen sollten?
  • Wie viel Zeit, Geld und Kreativität wollen und können Sie in das Projekt investieren?

Tipp vom Podcast-Team: „Überlegen Sie, wer aus Ihrer Gruppe welche Talente einbringen kann. Verteilen Sie die Aufgaben auf mehreren Schultern. Wenn die Arbeit am Podcast Spaß macht, hört man das dem Podcast auch an. Und suchen Sie sich bei Bedarf weitere Mitstreiter*innen.“

Der erste Podcast – so geht’s

Ist das Vorhaben klar und sind die Mitstreiter*innen gefunden, geht es an die Umsetzung. Das Podcast-Team empfiehlt:

  • Nehmen Sie zuerst eine Vorstellungsfolge auf und erzählen Sie von sich und worum es in dem Podcast geht. Legen Sie fest, ob Sie nach einem festgelegten Skript oder aus dem Stehgreif sprechen.
  • Wenn Sie für die weiteren Folgen Interviews planen, kontaktieren Sie mögliche Gäste und planen Sie die technische Umsetzung der gemeinsamen Aufnahmen.
  • Geben Sie dem Podcast einen ansprechenden Namen mit Wiedererkennungswert.
  • Erstellen Sie ein Podcast-Logo, mit dem der Podcast auf den Streaming-Plattformen zu finden sein wird (Achtung: Urheberrecht beachten!). Mit hilfreichen Apps einen Podcast aufnehmen und bearbeiten

„Man muss kein Technikexperte sein, um Podcasts zu gestalten“, so das Team. Eine Podcast-Folge können Sie übers Handy oder den PC aufnehmen. Für eine bessere Tonqualität kann es aber sinnvoll sein, sich ein Mikrofon anzuschaffen. Ein hilfreiches und kostenloses Tool zum Erstellen von Podcasts ist die App Anchor. Über die App können Sie einen Podcast live aufnehmen, bearbeiten und direkt an die Hörer*innen verteilen. Sie können einen Podcast aber auch selbst hosten.

Wenn Sie die Aufnahmen schneiden und weiterbearbeiten möchten, z.B. mit Musik, können Sie dies mit der App Audacity tun. Die Nutzung gestaltet sich bei dieser App jedoch komplizierter.

So erreichen Sie Ihre Zielgruppe

Ist die erste eigene Podcast-Folge fertig, stellt sich die Frage: Wie kommt der Podcast zu den Hörer*innen? Überlegen Sie, welche Zielgruppe sich für die Inhalte des Podcasts interessieren könnte.

  • Sprechen Sie Ihre Zielgruppe über verschiedene Kanäle gezielt an. Das kann beispielsweise in Sozialen Medien wie Facebook und Instagram passieren. Online können Sie außerdem Präsenz zeigen, indem Sie passende Webseiten anschreiben und fragen, ob sie den Link zum Podcast auf ihrer Seite listen möchten.
  • Vor Ort können Sie bekannter werden, indem Sie einen Aushang in der Selbsthilfe-kontaktstelle oder einen Artikel in der lokalen Zeitung platzieren.
  • Erzählen Sie allen Menschen, die Sie in der Selbsthilfe kennen, von Ihrem Projekt. Bitten Sie natürlich möglichst viele Menschen aus Ihrem Freundeskreis, Ihre Bekannten und Kolleg*innen die Informationen an Interessierte weiterzugeben.
  • Später können Sie auch bekannte Gäste in den Podcast einladen und deren Reichweite auf Sozialen Medien nutzen, um die Folge zu bewerben. Die Möglichkeiten sind also vielfältig.

Diesen und weitere Artikel finden Sie in der Arbeitshilfe „Digital durchstarten in der Selbsthilfe!“ der Selbsthilfeakademie Sachsen.

Die Autorin: Carolin Schulz, Referentin für Selbsthilfe und Öffentlichkeitsarbeit in der Selbsthilfeakademie Sachsen.


Miriam, Amrei und Andreas produzieren seit 2020 den Podcast „Neben Dir – der Podcast für Angehörige“.

Hören Sie rein unter: www.anchor.fm/nebendir