Selbst erledigen oder abgeben? – Zur Arbeitsverteilung in Selbsthilfegruppen

Mitarbeiterin, die mit Aufgaben überhäuft wird.

In Selbsthilfegruppen besteht mitunter ein Ungleichgewicht bei der Arbeitsteilung. Dieser Zustand kann die Zusammenarbeit dauerhaft gefährden. Wie kann es der Gruppenleitung gelingen, anfallende Aufgaben auf mehrere Schultern zu verteilen?

Selbsthilfegruppen leben vom Engagement und von der aktiven Mitarbeit ihrer Mitglieder. Im Selbsthilfegruppenalltag ist es jedoch oft so, dass sich Gruppenleiter*innen im Übermaß engagieren, während sich der Großteil der Gruppe eher passiv verhält. Die Folge: Gruppenleitungen fühlen sich durch die Fülle an zu erledigenden Aufgaben stark eingespannt.

Wie schützen Sie sich selbst vor Überforderung? Und wie motivieren Sie die Mitglieder Ihrer Gruppe dazu, Mitverantwortung zu übernehmen?

Auf den Leitungsstil kommt es an

Die Beteiligung und Mitarbeit der Gruppenmitglieder wird maßgeblich vom Verhalten der Gruppenleitung beeinflusst.

Einige Gruppenleiter*innen neigen dazu, die „Zügel“ nicht aus der Hand geben zu wollen. Ein solcher Leitungsstil führt im ungünstigen Fall dazu, dass alle Aufgaben und Funktionen von nur einer Person übernommen werden. Die Mitglieder hingegen werden nicht oder nur unzureichend beteiligt und somit auch nicht in Entscheidungsprozesse eingebunden. „In solchen Gruppen besteht die Gefahr, dass sich die Mitglieder eher als passive Konsument*innen verstehen, deren aktive Mitarbeit auch nicht wirklich gefragt ist“, sagt Götz Liefert, Experte für die Zusammenarbeit in Selbsthilfegruppen.

Auf der anderen Seite sehen sich Leiter*innen immer öfter mit Gruppen konfrontiert, in denen niemand die Verantwortung für Aufgaben und Funktionen übernehmen möchte. „In diesem Falle bedarf es eines aktivierenden Leitungsstils, der alle Beteiligten mit ihren jeweiligen Möglichkeiten ins Gruppengeschehen einbindet“, empfiehlt Götz Liefert.

Doch wie können Sie die passive Haltung Ihrer Gruppe „aufbrechen“ und sie zur aktiven Mitarbeit bewegen?

Aktivierung durch richtige Moderation

Erfolgreiche Arbeitsteilung ist in Selbsthilfegruppen ein Prozess und dauert seine Zeit. „Damit dieser Prozess in Gang gesetzt und die Gruppe aktiver werden kann, braucht es eine Form von Moderation, die den Austausch zwischen allen Beteiligten vorantreibt“, äußert Götz Liefert.

In ihrer Moderationsrolle haben Gruppenleiter*innen somit einiges zu berücksichtigen. Es liegt in ihrer Verantwortung, über passende Moderationstechniken den Rahmen für ein demokratisches Gruppenklima zu schaffen. Beispielsweise sollte darauf geachtet werden, als Leitung nicht vorschnell selbst Antworten zu geben, sondern Fragen in der Gruppe zur Diskussion zu stellen. Denn nur auf diese Weise werden die Mitglieder dazu angeregt, sich auszutauschen und mit ihren Meinungen und Bedürfnissen einzubringen. Im besten Fall erhöhen die so sichtbaren Beteiligungsmöglichkeiten gleichzeitig auch die Bereitschaft, Aufgaben und Funktionen in der Gruppe zu übernehmen.

Um sich als Gruppenleiter*in vor Überforderung schützen zu können, sind Sie auf aktive Gruppenmitglieder angewiesen, die Mitverantwortung übernehmen. Diesem Ziel kommen Sie näher, wenn Ihr Leitungsstil und Ihre Art der Moderation das demokratische Miteinander in der Gruppe fördern.

Fühlen auch Sie sich als Gruppenleiter*in zu stark eingespannt? Denken Sie deshalb darüber nach, Aufgaben abzugeben, wissen aber nicht wie? Dann melden Sie sich jetzt zum Seminar „Wenn die Arbeit an einigen wenigen hängt – Oder wie können Aufgaben in Selbsthilfegruppen besser verteilt werden?“ am 16. Juni 2023 in Grimma an.


Der Autor: Elias Albrecht, Mitarbeiter für Öffentlichkeitsarbeit in der Selbsthilfeakademie Sachsen.