Wenn ein Mitglied einer Selbsthilfegruppe einen Verlust erleidet, bewegt das die gesamte Gruppe. Wie kann die Selbsthilfegruppe das trauernde Gruppenmitglied unterstützen? Und wie schafft man es, dass das ursächliche Thema der Gruppe weiterhin genug Raum bekommt?
Trauern ist individuell
Um eine trauernde Person unterstützen zu können, ist es wichtig, anzuerkennen, dass jede*r einen anderen Umgang mit Trauer hat. Manchen hilft es, sich mit alltäglichen Aufgaben abzulenken, während andere davon überfordert sind. Auch innerhalb der Selbsthilfegruppe hat jede*r einen anderen Umgang damit. Für manche Trauernde ist es hilfreich, in der vertrauten Gruppe über den Verlust zu sprechen. Andere beschäftigen sich während der Treffen lieber mit den Sorgen der anderen und nicht mit den eigenen Gefühlen. Deshalb ist es immer wichtig, die trauernde Person zu fragen, was für einen Umgang sie sich innerhalb der Gruppe wünscht.
Ursächliche Themen der Gruppe im Blick behalten
Jede Selbsthilfegruppe hat ihre ursächlichen Themenschwerpunkte, zu deren Besprechung sie sich regelmäßig trifft. Diese sollten trotz der Ausnahmesituation ebenso weiterhin ihren Raum bekommen. „Die Beschäftigung mit anderen Themen kann auch für die trauernde Person hilfreich sein, um zur Normalität zurückzufinden“, sagt Anna Ziegenhagen, Leiterin einer Beratungsstelle für Trauernde. Wichtig sei vor allem das Gefühl, mit der Trauer von der Gruppe angenommen zu werden. „Das hilft mehr als jedes Wort oder jeder Versuch, darüber hinwegzutrösten.“
Außerhalb der Gruppentreffen konkrete Hilfe anbieten
Wer die trauernde Person über die Gruppentreffen hinaus unterstützen möchte, sollte konkrete Hilfsangebote unterbreiten, denn oftmals fällt es Trauernden schwer, selbst um Unterstützung zu bitten. Hilfreich kann es sein, alltägliche Aufgaben abzunehmen, zum Beispiel den Wocheneinkauf zu erledigen, eine warme Mahlzeit vorbeizubringen oder die Blumen im Garten zu wässern. Auch konkrete Einladungen zu Aktivitäten, wie „Ich gehe heute Nachmittag spazieren. Möchtest du mitkommen?“, können guttun.
Trauer ist nie ganz vorbei
„Auch nach Jahren kann es Momente tiefster Traurigkeit geben“, sagt Anna Ziegenhagen. „Besonders an Jahrestagen wie Geburtstag und Todestag spüren Trauernde den Verlust besonders stark.“ Trauernden tue es gut, wenn sie an die verstorbene Person erinnern dürfen. Gleichzeitig falle es vielen aber auch schwer, das Thema von sich aus anzusprechen. „Hier hilft es, wenn die Gruppe offen ist und Gesprächsimpulse anbietet“, so Ziegenhagen.
Trauer um ein Gruppenmitglied
Eine Selbsthilfegruppe kann mit dem Thema Trauer allerdings nicht nur dadurch konfrontiert werden, dass Teilnehmende einen Verlust erleben, sondern auch durch den Tod eines Gruppenmitglieds. Wie kann die Gruppe einen solchen Verlust thematisieren und bearbeiten? Darum geht es in der Veranstaltung „Trauer ist keine Krankheit – Umgang mit Trauer in der Selbsthilfe(gruppen)arbeit“ am 6. September 2024 von 10.30 bis 15 Uhr in Bautzen. Nach einem Einblick in den aktuellen Stand der Trauerforschung bekommen Sie Methoden und Rituale zur Trauerbewältigung innerhalb der Selbsthilfegruppe an die Hand und können sich über Ihre eigenen Erfahrungen austauschen.
Die Autorin: Mandy Fleer, Mitarbeiterin für Öffentlichkeitsarbeit in der Selbsthilfeakademie Sachsen.