Auf fast allen Webseiten wird das Verhalten der Nutzer*innen registriert und über Dienste an Drittanbieter weitergegeben. Wie können Sie sich im Privaten und für Ihre Selbsthilfe-Aktivitäten im Internet vor diesem sogenannten „Tracking“ schützen? Miriam Walther gibt Hinweise, wie dies gelingen kann.
Selbsthilfegruppen nutzen digitale Anwendungen, um sich bekannter zu machen, um andere Menschen zu beraten und um den Austausch miteinander zu organisieren. Häufig fehlt jedoch das Wissen, dass viele digitale Anwendungen das Nutzungsverhalten der beteiligten Personen tracken.
Tracking bedeutet auf Deutsch „folgen“, das heißt die Bewegungen der Nutzer*innen im Internet werden verfolgt. Meist werden bei einem Webseitenbesuch über Dienste von Drittanbietern bestimmte Informationen gespeichert. Das können sein:
- von welchem Ort aus Nutzer*innen zu einer Webseite gelangen
- welche Seiten Nutzer*innen am häufigsten anklicken
- wie lange Nutzer*innen auf einer Seite verbringen
- wenn sich Nutzer*innen für einen Newsletter anmelden
- auf welcher Seite die Nutzer*innen aussteigen
Diese Informationen zum Surfverhalten werden zu Nutzungsprofilen zusammengeführt mit dem Ziel, personalisierte Werbung einblenden zu können. Beim Besuch einer Internetseite bzw. bei der Nutzung einer digitalen Anwendung ist zumeist nicht erkennbar, ob getrackt wird oder nicht. Die Nutzer*innen sehen nicht, an wen ihre Daten fließen und es gibt in der Regel keine Möglichkeit, zu widersprechen. Bei allen Selbsthilfeaktivitäten im Internet sollte daher auf einen möglichst guten Schutz personenbezogener Daten geachtet werden.
Eine Studie der University of Pennsylvania zeigte bereits 2015, dass es auf mehr als 90 Prozent aller Internetseiten zu Gesundheitsthemen zum Tracking kommt. Teilweise befinden sich auf einer einzigen Seite bis zu 200 verschiedene Tracker, wie der Web-Tracking-Report 2014 des Fraunhofer-Instituts für Sichere Informationstechnologie aufzeigt. Das kommerzielle Interesse hinter Tracking als Methode, um Online-Werbung zielgruppengerecht einblenden zu können, ist enorm. Der Markt für diese Daten generiert jährlich viele Milliarden Euro Umsatz.
Zum Tracking kommt es unter anderem bei:
- der Nutzung von sogenannten „Social-Plug-Ins“, wie dem Facebook-Button
- dem Klick auf Werbeanzeigen• der Google-Suchmaschine
- vielen der Services, die Google Webseitenbetreibern zur Verfügung stellt (z.B. Google Maps, Google Kalender, Google Suchfunktionen, Google Schriften)• WhatsApp, Instagram und YouTube
- vielen Anbietern von kostenfreien E-Mail-Adressen sowie Cloud- oder Hosting-Diensten
Als grobe Faustregel kann gelten: Wenn ein digitales Angebot umsonst zur Verfügung gestellt wird, bezahlt man es in der Regel mit seinen Daten.
Wie können Sie sich vor Tracking schützen?
Um sich möglichst gut vor Tracking zu schützen, empfiehlt es sich, online die eigene private Identität von der eigenen Selbsthilfe-Identität zu trennen. Wo immer es geht, sollten Sie Alternativen zu kommerziellen, trackenden Anwendungen zu nutzen. Folgendes können Sie tun:
- Verwenden Sie verschiedene E-Mail-Adressen und nutzen Sie verschiedene Browser für Ihr Surfen – je nachdem, in welcher Rolle Sie unterwegs sind.
- Wenn möglich, verwenden Sie für jede Kommunikation mit Ihrer Gruppe ein separates Smartphone und speichern Sie die Kontakte der anderen Gruppenteilnehmenden nur dort.
- Stellen Sie Ihren Browser so ein, dass bei jedem Schließen die im Browser hinterlegten Cookies gelöscht werden. Mit Cookies (zu Deutsch „Plätzchen“) sind die Datenpakete gemeint, die Ihr Browser und Internetseiten erzeugen, um Ihre individuellen Daten zu speichern.
- Akzeptieren Sie bei Webseitebesuchen möglichst nur die zwingend erforderlichen Cookies.
- Wenn Sie mit Ihrer Selbsthilfegruppe eigene digitale Angebote machen, achten Sie darauf, keine trackenden Anwendungen zu nutzen, wie zum Beispiel keine kostenfreien Angebote kommerzieller Anbieter (Schriften, Landkarten, Suchfunktionen, Analyseprogramme oder Clouds). Vermeiden Sie die Einbindung von trackenden Social-Plug-Ins auf Ihrer Internetseite.
- Verwenden Sie stattdessen Alternativen wie das Analyseprogramm Matomo oder für Social-Plug-Ins sogenannte „2-Klick-Lösungen“.• Wählen Sie für die Kommunikation in der Gruppe einen Messenger-Dienst, der auf den Datenschutz achtet, wie WIRE, Threema oder Signal.
- Nutzen Sie soziale Netzwerke wie Facebook nur für die Öffentlichkeitsarbeit an sich. Vermeiden Sie dort den Austausch über Selbsthilfethemen.
Diesen und weitere Artikel finden Sie in der Arbeitshilfe „Digital durchstarten in der Selbsthilfe!“ der Selbsthilfeakademie Sachsen.
Die Autorin: Miriam Walther ist wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Nationalen Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS). Sie ist dort für die Arbeitsbereiche Junge Selbsthilfe und Digitalisierung in der Selbsthilfe zuständig.
Auf der Webseite der NAKOS finden Sie hilfreiche Informationen rund um das Thema Digitale Selbsthilfe unter www.nakos.de.