Selbsthilfegruppen gestalten ihre Treffen sehr unterschiedlich. Einige sitzen klassisch im Stuhlkreis, andere treffen sich im Café und manche kommen regelmäßig für gemeinsame Aktivitäten zusammen. Doch so vielfältig das auch ist, nach einiger Zeit kann ein wenig die Luft raus sein. Kreative Methoden können dann helfen, neue Impulse zu setzen und die Gruppenarbeit lebendiger zu gestalten.
Gemeinsam ausprobieren
Neue Methoden können bei Gruppenmitgliedern Unsicherheiten auslösen. Deshalb ist es wichtig, eine Methode vor ihrer Anwendung in der Gruppe genau zu besprechen und herauszustellen, welchen Gewinn sie bringen kann. Gleichzeitig sollte auch auf die Bedenken der Mitglieder eingegangen werden. Sich auf eine neue Methode einzulassen, sollte immer freiwillig sein. Wenn ein Mitglied an der Übung nicht teilnehmen möchte, kann er*sie während der Durchführung zum Beispiel als Beobachter*in anwesend bleiben.
„Jede Methode braucht eine Person, die für den Prozess verantwortlich ist. Die die Methode kennt und für die Dauer der Anwendung die Moderation übernimmt“, sagt Götz Liefert, Supervisor mit langjähriger Erfahrung in der Arbeit mit Selbsthilfegruppen. Außerdem gelte gerade zu Beginn: Weniger ist mehr. „Eine Gruppe sollte am Anfang eher kleine Methoden ausprobieren und sich nicht überfordern. Sonst kann Gegenwehr hervorgerufen werden und die Gruppe ist nicht mehr offen dafür, mal etwas Neues auszuprobieren.“
Methode Innenkreis/Außenkreis
Manchmal ist es in einer Gruppe herausfordernd, gemeinsame Themenschwerpunkte für die Treffen zu finden. Für eher zurückhaltende Teilnehmende kann es zudem schwierig sein, ihre Wünsche vor der ganzen Gruppe einzubringen. Um allen die Möglichkeit zu geben, mit ihren Themen Raum zu bekommen, bietet sich die Methode „Innenkreis/Außenkreis“ an.
So funktionierts: Die Gruppe wird in einen Innen- und einen Außenkreis aufgeteilt. Dabei sitzt jeweils eine Person aus dem Innenkreis einer Person aus dem Außenkreis gegenüber. Ein*e Moderator*in stellt nacheinander Fragen, über die sich die Paare im Stuhlkreis austauschen können. Nach fünf bis sieben Minuten wird der Innen- oder Außenkreis dazu aufgefordert, eine Position nach links zu wechseln. Mit dem neuen Gegenüber können die Teilnehmenden sich dann über die nächste Frage austauschen.
Mögliche Fragen können sein:
- Welche Themenschwerpunkte in unserer Gruppe fand ich in den letzten Monaten besonders spannend?
- Welche Themen sollten vertieft werden?
- Was sollte zukünftig weniger behandelt werden?
Zum Abschluss der wechselnden Partner*innengespräche schreiben alle die für sie wichtigste Aussage zu jeder Frage auf. So werden die Meinungen aller Mitglieder sichtbar festgehalten und die Gruppe kann davon ausgehend gemeinsam besprechen, was sie wie umsetzen kann.
Methoden praktisch kennenlernen
Diese und weitere Methoden können Sie in der Weiterbildung „Mal was Neues ausprobieren… Methodenseminar lebendige Gruppenarbeit in der Selbsthilfe“ am 30. August 2024 von 10.30 bis 17 Uhr in Görlitz kennenlernen und ausprobieren. Im Anschluss können Sie die neuen Erfahrungen mit in Ihre Selbsthilfegruppe nehmen und dort mit Leben füllen.
Die Autorin: Mandy Fleer, Mitarbeiterin für Öffentlichkeitsarbeit in der Selbsthilfeakademie Sachsen.