Was wir essen, hat einen Einfluss auf unseren Körper. Trotzdem fällt es uns oft schwer, auf eine ausgewogene Ernährung zu achten. Dabei trägt das nicht nur zu unserem körperlichen Wohlbefinden bei, sondern auch zu unserer mentalen Gesundheit. Welchen Einfluss hat Ernährung auf unser Wohlergehen und wieso ist es wichtig, sich mit dem Thema zu beschäftigen? Das haben wir Ernährungswissenschaftlerin Silvia Steiner gefragt, die bei der 3. Mitteldeutschen Selbsthilfekonferenz am 17. Mai 2025 in Leipzig einen Vortrag zu dem Thema "Wie ich durch bewusstes Essen meine körperliche und mentale Gesundheit stärken kann" halten wird.
Welchen Einfluss hat Ernährung auf unseren Körper und unsere Psyche?
Unsere tägliche Kost beeinflusst unsere körperliche Gesundheit und unsere Stimmung. Denn Schutzstoffe aus pflanzlicher Kost können helfen, das natürliche Gleichgewicht der Bakterien im Darm (Mikrobiom) zu erhalten und unser Immunsystem wirksam zu unterstützen. So existieren zum Beispiel Unterschiede in der Vielfalt der Darmbakterien von depressiven Patient*innen oder Menschen mit Parkinson oder Adipositas.
Was ich esse und vor allem wann hat auch Auswirkungen auf unseren Blutzuckerspiegel und ob wir uns eher müde oder energievoll erleben. Wer unter Dauerstress leidet, stört das natürliche Zusammenspiel der Hormone und läuft Gefahr, stille Entzündungen im Körper auszulösen oder zu verstärken. Zu viel Bauchfett dient als Risikomarker für Herzinfarkt und Diabetes mellitus.
Wieso ist es wichtig, sich mit Ernährung zu beschäftigen?
Der Anteil verarbeiteter Lebensmittel und gesüßter Getränke hat zugenommen. Es macht einen großen Unterschied, ob ich 210 Kalorien in Form von zehn Möhren langsam kauend verzehre oder diese beim Austrinken einer kleinen Colaflasche innerhalb weniger Minuten in mein Blut schießen. Da unser Körper kein natürliches STOP-Signal sendet und auf Energiespeicherung in Notzeiten programmiert ist, besteht die Gefahr des Überessens und der damit verbundenen stetigen Gewichtszunahme. Die täglichen Essentscheidungen werden jedoch weniger vom Verstand als vielmehr vom „Bauch“ gesteuert, verstärkt durch Außenreize in Form von Werbung und dem allgegenwärtigem Angebot an schmackhaften Lebensmitteln oder Gelegenheiten zum Snacken.
Von der Lebensmittelindustrie heißt es, Verbraucher*innen könnten sich am Nutri-Score oder an den Nährwertangaben orientieren, ich habe aber noch nie den Hinweis gefunden: "Achtung, kann bei übermäßigem Verzehr entzündungsfördernd wirken!" Durch eine bewusste Lebensmittelauswahl mit ausreichend Nährstoffen und regelmäßige Mahlzeiten sowie Esspausen kann die körperliche Leistungsfähigkeit und Konzentration über lange Zeit aufrechterhalten bleiben. Dazu braucht es ein Bewusstsein, sich auf eine optimale Versorgung (z.B. durch Meal Prep) bei der Arbeit oder in der Freizeit einzustellen.
Wie schaffe ich es, etwas an meiner Ernährung zu verändern?
In meinen Beratungen frage ich zuerst nach der aktuellen Veränderungsmotivation (auf einer Skala von 1 = niedrig bis 10 = hoch), denn für einige Patient*innen ist die eigene Lebenswelt aktuell voll mit anderen Themen. Jede Veränderung kostet uns Energie und innere Bereitschaft, das neue Verhalten durchzuhalten. Wenn ich dafür eine Motivation mitbringe, ein Ziel habe, was mir wichtig ist und mich Menschen unterstützen, werde ich die Impulse für ein bewussteres Essverhalten gut umsetzen können. Hilfreich ist es auch zu schauen, was uns in unserem Leben bisher geholfen hat, um mit Veränderungen umzugehen und das dann auf die Ernährungsumstellung anzuwenden. Denn der Weg ist für jede Person individuell.
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